Ich werde ihn nie vergessen.
Nicht den Händedruck – genau richtig, nicht zu fest, nicht zu sanft – und dieses offene, ansteckende Lachen. Alois Fassbind war präsent, ohne laut zu sein, herzlich, ohne aufdringlich zu wirken, und so nahbar, als würde man einen Freund begrüßen. Und doch spürte man in Sekunden: Dieser Mann war ein Ausnahmemensch.
Er näherte sich nicht als „Direktor“, nicht als „Chef“, sondern als Gastgeber. Eine Aura aus Ruhe, Klasse und echter Menschlichkeit. Diese Begegnung war kein Zufall.
Sie war ein Versprechen: Hier war jemand, der Hotellerie nicht nur betrieb – er lebte sie.
Es gibt Hoteliers – und es gibt Persönlichkeiten, die Hotellerie neu definieren.
Alois Fassbind war Letzteres. Ein Schweizer Visionär, der in Thailand ein Hotelimperium schuf und Luxus so interpretierte, wie ihn die Welt erst Jahrzehnte später verstand: persönlich, respektvoll, überraschend, menschlich. Nicht laut, nicht überladen – sondern intelligent, feinfühlig und seiner Zeit weit voraus.
Dieser Artikel ist keine gewöhnliche Biografie.
Es ist eine Hommage. Ein persönlicher Rückblick eines Hotelprofis auf einen Mann, der zu Lebzeiten Legende war – und heute fast vergessen scheint. Zu Unrecht.
Wer war Alois Fassbind?
Alois (Louis) X. Fassbind
🇨🇭 Schweizer Hotelier
🌍 Pionier der Luxushotellerie in Asien
🏨 Gründer der Royal Cliff Hotels Group in Pattaya
👑 Gastgeber von Königen, Staatschefs und Prominenten
💼 Größter Arbeitgeber der Region
🧠 Visionär mit menschlicher Tiefe
Er war kein typischer „Hotelbesitzer“.
Er war Architekt von Emotionen.

Die Royal-Cliff-Saga – Ein Imperium entsteht
Pattaya war in den 1970er-Jahren kein glamouröser Ort. Und doch sah Alois Fassbind dort etwas, was andere nicht sahen: Potenzial.
Mit Mut, Weitsicht und Schweizer Präzision baute er ein Hotelreich, das in Asien Maßstäbe setzte.
Die Entwicklung seines Lebenswerks:
- 1973: Royal Cliff Beach Terrace (106 Zimmer)
- 1974: Royal Cliff Beach Hotel (527 Zimmer)
- 1986: Royal Wing Suites & Spa→ eröffnet vom damaligen Kronprinz Maha Vajiralongkorn (heutiger König von Thailand)
- 1992: Royal Cliff Grand Hotel→ eröffnet vom Premierminister Thailands
Am Ende standen:
✅ Vier Luxushotels
✅ 2.150 Betten
✅ 1.500 Mitarbeitende
Fassbind war nicht nur Hotelier. Er war der größte Arbeitgeber Pattayas – und der Mann, der die Region auf die Weltkarte setzte.
Der Schweizer, der Asien Luxus erklärte
Heute sprechen alle von „Personalized Service“, „Butler Experience“, „Signature Moments“ oder „Guest Journey“.
Alois Fassbind praktizierte all das – vor über 40 Jahren.
Er ließ seine Mitarbeitenden im legendären Oriental Bangkok schulen – damals das beste Hotel Asiens.
Er verband Schweizer Präzision mit asiatischer Herzlichkeit.
Er verstand Luxus nicht als Protz und Marmor, sondern als Gefühl von Würde, Zugehörigkeit und Überraschung.
Luxus war für ihn nicht sichtbar.
Luxus war spürbar.

Meine Verbindung zu ihm
Als ich ihn das erste Mal traf, war ich privat unterwegs – aber mit professionellem Blick.
Ich war zu dieser Zeit:
- Hoteldirektor in Zermatt (1971–1974)
- 1978–1987 Touristik Manager bei Hotelplan (2500 Mitarbeitende, seit 2025 im Besitz des Reiseveranstalters Dertour – zur Rewe-Gruppe gehörend)
- Ab 1987 Stv. Geschäftsleiter der Horizonte AG / Hotelplan – mitverantwortlich für 12 Hotels & Resorts im In- und Ausland – u. a. Kreta (z.B. Ikaros Beach Luxury Resort), Côte d’Azur, Jamaika, Türkei, Toskana, Graubünden (z.B. Hotel Castell Zuoz), Berner Oberland (z.B. Regina Wengen, Nordafrika, Malediven…
Ich kannte Qualität.
Ich kannte Service.
Ich kannte Sterne.
Doch was ich bei Fassbind erlebte, kannte ich nicht.
Captain’s Suite – Symbol des Denkens
Ich war im Royal Cliff Beach eingebucht. Ein exzellentes Haus. Doch wie schon gelegentlich zuvor in meinem Leben, bekam ich ein Upgrade – ungefragt. Aber nicht irgendeines: Die Captain’s Suite.
Großzügig. Meerblick. Elegant. Nicht laut – intelligent.
Der Profi weiß: Diese Suiten sind buchbar, aber teuer. Wenn sie frei ist und man jemanden wirklich begeistern will, vergibt man sie bewusst.
Fassbind verstand diese Kunst meisterhaft.
Captain’s Dinner – pure Inszenierungskunst
Die Einladung war nicht einfach irgendein Schreiben.
Als ich die Suite betrat, lag auf dem Tisch eine handgeschriebene, formvollendete Einladung zum Captain’s Dinner. Damals hielt ich es für eine schöne Geste. Heute, fast 40 Jahre später, frage ich mich: War das wirklich Zufall? Wahrscheinlich nicht.
Schon die Einladung war außergewöhnlich: Captain’s Dinner. Das klingt nach Kreuzfahrtromantik – und genau so fühlte es sich an.
Ort: im Hotel, elegant, stilvoll. Gäste: etwa 10–12 – bewusst exklusiv. Atmosphäre: besonders, aber nicht steif.
Und dann kam Fassbind. Nicht als „Direktor“ – als Kapitän.
Er moderierte selbst. Keine Show, keine Eitelkeit. Er stellte nicht sich, sondern seine Crew in den Mittelpunkt. Er ehrte die Menschen, die hinter den Kulissen alles möglich machten.
In diesem Moment verstand ich: Größe zeigt sich nicht in Macht. Sondern in Wertschätzung.
Für mich als ehemaligen Hoteldirektor war das einer der größten Wow-Effekte meines Berufslebens.

Der Moment, an dem klar wurde: Das hier ist unerreichbar
Der nächste Morgen.
Etwa 09:00 Uhr. Die Sonne über Pattaya. Stille. Vorfreude auf den Pool.
Ich dachte an Europa. Ich dachte an Mallorca.
September, Playa de Muro, 4-Sterne-Superior, fünf Pools. 08:45 Uhr morgens – sämtliche Liegen belegt. Nicht von Menschen. Von Handtüchern.
Geschätzt 1.400 Liegestühle, blockiert. Ein Sinnbild für vieles, was in der europäischen Hotellerie falsch läuft.
Pattaya, Mitte der 1980er.
Royal Wing – der exklusivste Bereich des Resorts.
Ich gehe zum Pool. Ich komme keine drei Schritte weit.
Ein Butler steht vor mir. Elegant, respektvoll, nicht unterwürfig. Ein Gentleman.
„Herr Schäfer, darf ich Sie zu Ihrem Liegestuhl führen?“
Er führt mich. Und dort steht er.
Mein Liegestuhl. Reserviert. Mit meinem Namen. Nicht auf Papier. In Messing.
Ich war sprachlos.

In diesem Moment wusste ich: Dieses Haus hat weltweit keine Konkurrenz.
Und bis heute hat kein Hotel diese Erfahrung übertroffen.
Weil Fassbind alles verstanden hat, was die Branche bis heute nur behauptet.
✅ Architektur mit Haltung
Jedes Haus hatte Charakter – und dennoch eine gemeinsame Seele.
✅ Service mit Würde
Keine Unterwürfigkeit. Keine Arroganz. Nur echte Klasse.
✅ Personal auf Weltklasseniveau
Ausgebildet im „Oriental Bangkok“. Geschult in Menschenkenntnis.
✅ Gastronomie: höchste Liga
Kulinarik, Präsentation, Wein – orchestriert wie ein Konzert.
✅ Atmosphäre: unbezahlbar
Stille Eleganz. Wohlfühl-Luxus. Gastgeberkultur.
✅ Kultur statt Konzept
Luxus war hier kein Produkt. Luxus war Persönlichkeit.
Stammgäste – über Jahrzehnte
Viele Gäste kamen Jahr für Jahr zurück. Selbst nach seinem Tod.
Denn dieses Haus war nicht einfach ein Hotel. Es war ein Gefühl.
Ein Gefühl von: Ankommen. Gesehen werden. Respektiert werden.
Was ich als Hotelier von ihm lernte
In den von mir geführten Häusern (u.a. 4-Sterne Superior) konnte ich nicht alles budgetär umsetzen.
Aber ich konnte etwas übernehmen, das kein Geld kostet:
- Persönlichkeit vor Protokoll
- Gastgeber vor Manager
- Crew vor Ego
- Kultur vor Konzept
- Überraschung vor Standard
Er hat mein Verständnis von Hotellerie verändert.
Und damit auch mich.

Der Mensch hinter der Legende
Alois Fassbind war kein „Hoteltycoon“.
Er war Gentleman. Er hörte zu. Er lachte oft. Er war präsent – ohne sich in den Vordergrund zu drängen.
Er war einer dieser seltenen Menschen, bei denen man sich als Gast nicht klein fühlt, sondern größer.
Sein Händedruck sagte mehr über ihn aus als jede Pressemitteilung. Nicht zu fest. Nicht zu sanft.
Genau richtig.
Ich habe in all meinen Jahren in der Branche nur einen weiteren Menschen erlebt, der diese Mischung aus Präsenz, Herz und Stil hatte:
Jacky Donatz.
Mehr muss man nicht sagen.
Der wahre Zeitpunkt seines Abschieds
Lange kursierte die falsche Angabe, er sei 1988 gestorben. Diese Zahl findet man sogar heute noch in verschiedenen Quellen.
Aber sie ist falsch.
Alois Fassbind starb am 3. August 1998 in Pattaya, im Alter von 62 Jahren.
Quelle: Bangkok Post, nachgedruckt in der Mitgliederzeitung der Swiss Society Bangkok (4. August 1998).
Er wurde dort „Mr. Pattaya“ genannt. Man ehrte ihn. Man kannte seinen Wert.
Bis heute finden Memorial-Dinners statt – Veranstaltungen zu seinen Ehren.
Sein Name bleibt verbunden mit Wohltätigkeit und sozialem Engagement.
Sein Vermächtnis
Was bleibt von einem Mann, der Hotels baute?
Bei Fassbind ist die Antwort einfach: Mehr als Architektur. Mehr als Gebäude.
Er hinterließ:
- eine neue Definition von Luxus
- eine neue Kultur im Service
- eine neue Art, Menschen zu führen
- unzählige Fachleute, die durch ihn geprägt wurden
- Gäste, die ihn nie vergessen haben
- und ein Resort, das bis heute als Ikone gilt
Er bewies, dass Hotellerie Kunst sein kann. Und dass wahre Größe leise sein darf.
Der größte Unterschied
Andere bauten Hotels. Er baute Vertrauen.
Andere investierten in Stein. Er investierte in Menschen.
Andere sprachen von Service. Er lebte Gastfreundschaft.
Luxus war für ihn nie ein Preis. Luxus war ein Gefühl.
Fazit: Er war kein Hotelier. Er war ein Künstler.
Alois Fassbind arbeitete nicht mit Leinwand und Farbe. Sein Material waren Architektur, Service, Atmosphäre – und vor allem: Menschen.
Er erschuf kein Hotel.
Er erschuf ein Gefühl.
Ein Gefühl von:
- Gesehen werden
- Wertgeschätzt werden
- Willkommen sein
- Unvergessen bleiben
Er zeigte der Welt, dass wahrer Luxus nicht laut ist.
Luxus ist Haltung.
Nachklang
Wenn Alois Fassbind heute noch leben würde, ich wäre der Erste, der wieder bei ihm buchen würde.
Ohne zu überlegen.
Ohne zu vergleichen.
Ohne zu suchen.
Denn solche Menschen gibt es vielleicht einmal in hundert Jahren.
Und ich hatte das Glück, ihm zu begegnen.
Nicht als Mythos.
Sondern als Mensch.
Danke, Alois Fassbind.
Super Ansgar – gratuliere zum Beitrag !!
Auch ich habe Alois in Thailand kennen gelernt in den 70er Jahren – damals für Hotelplan stationiert ….
Und auch Jacky Donatz – mein Lieblingskoch, wenn zwischen Asien und Südamerika ein paar Tage in Zürich drin lagen !
Herzlichst Uschy
Vielen Dank Uschi!
Höre gerne, dass du Alois persönlich kanntest und erst noch Jacky Donatz als deinen Lieblingskoch in Erinnerung hast. Das zeigt mal wieder wie klein die Welt doch ist.
Lieben Gruss, Ansgar