🚂 Hagen-Vorhalle – das unterschätzte Herz des Güterverkehrs

Wer aus dem Flugzeug oder von einer Anhöhe auf Hagen-Vorhalle blickt, traut seinen Augen kaum: Ein Meer aus Gleisen, Weichen und Waggons. Kaum eine Stadt von der Größe Hagens kann mit einem Rangierbahnhof aufwarten, der zu den größten seiner Art in Deutschland zählt. Doch warum ist diese Anlage so riesig – und was macht sie so besonders?

Rangierbahnhof Hagen Vorhalle © Peter Klusmann

👨‍👩‍👦 Meine eisenbahnerfamilie

Vielleicht spüre ich diese Faszination besonders stark, weil ich selbst aus einer Eisenbahnerfamilie stamme. Mein Vater arbeitete als Personalchef bei der Deutschen Bundesbahn, unter anderem in Vorhalle. Mein Großvater war Oberlokomotivführer bei der Reichsbahn – hier im Bild unten. Ich erinnere mich noch gut, wie ich ihn Mitte/Ende der 1950er-Jahre auf einer der letzten Dampfloks erleben durfte – für einen Jungen ein Abenteuer voller Ruß, Rauch und Stolz.

Und sonntags? Da gingen wir gemeinsam zur Kirche – mein Großvater, sein Heizer und ich. Erst Lokomotive, dann Liturgie. Beides gehörte zu seiner Welt, die für mich unvergesslich blieb.

Mein Grossvater, OberlokomotivfĂĽhrer Franz Brinkmann, auf seiner Lok


🔑 Der Standort als Scharnier

Hagen liegt am Tor zum Sauerland, zugleich am Schnittpunkt der wichtigsten Verkehrsachsen:

  • nach Westen ins Ruhrgebiet (Duisburg, Essen, Dortmund),
  • nach SĂĽden ins Rheinland und weiter nach Frankfurt und MĂĽnchen,
  • nach Norden nach Hannover, Hamburg und Berlin,
  • nach SĂĽden ĂĽber Basel in die Schweiz und nach Italien.

Kein Wunder, dass die Deutsche Bundesbahn in den 1960er- und 70er-Jahren Hagen-Vorhalle als Drehscheibe des Wagenladungsverkehrs ausbaute.



⚙️ Wie ein riesiges Sortierwerk

Hagen-Vorhalle ist ein klassischer Ablaufberg-Rangierbahnhof. Das Prinzip ist genial und simpel:

  1. Ganze Güterzüge rollen über einen „Berg“.
  2. Wagen werden automatisch entkuppelt.
  3. Sie rollen durch Schwerkraft in genau die Gleise, die fĂĽr ihre Zielrichtung vorgesehen sind.
  4. Bremsanlagen sorgen dafĂĽr, dass sie sanft anhalten.

So wird aus einem langen Zug mit gemischter Ladung eine Vielzahl neuer Züge, die gezielt in alle Himmelsrichtungen aufbrechen können.


📊 Dimensionen, die beeindrucken

  • Ăśber 120 Richtungsgleise.
  • Tausende Wagen pro Tag konnten hier sortiert werden.
  • Damit zählt Hagen-Vorhalle zu den „Big Five“ der deutschen Rangierbahnhöfe, neben Maschen (Hamburg), Seelze (Hannover), Mannheim und MĂĽnchen Nord.

⚠️ Heute: Ein Gigant im Wandel

Der klassische Wagenladungsverkehr hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen – Container und LKW haben vieles verändert. Hagen-Vorhalle ist noch in Betrieb, aber nicht mehr annähernd so ausgelastet wie zu Zeiten der Dampflok und der Hochöfen. Dennoch bleibt der Bahnhof ein Sinnbild deutscher Eisenbahngeschichte â€“ und fĂĽr mich persönlich ein Ort voller Erinnerungen an eine Familiengeschichte, die fest mit Schienen und ZĂĽgen verwoben ist.


👉 Fazit:

Der Rangierbahnhof Hagen-Vorhalle ist riesig, weil er einst als Schaltzentrale für den Güterverkehr Westdeutschlands geplant wurde. Für viele Hagener wirkt er wie ein schlafender Riese – doch seine Bedeutung reicht weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Ein Gedanke zu „đźš‚ Hagen-Vorhalle – das unterschätzte Herz des GĂĽterverkehrs

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