Längerer Auslandsaufenthalt: Problem für die Karriere?

Ja, es ist problematisch, um es gleich vorweg zu nehmen. Gemeint sind jedoch nicht der einjährige Auslandsaufenthalt während der Schulzeit, ein Auslandssemester während des Studiums, ein Praktikum in einer ausländischen Zulassung eines internationalen Unternehmens, ein gezielt geplantes Sabbatical oder eine überschaubare Zeit Berufserfahrung bei einem Arbeitgeber im Ausland.

Expatriates fällt die Rückkehr oft nicht leicht.

Problematisch wird’s für Heimkehrer, die sich nach sechs, acht oder fünfzehn Jahren in fremden Ländern zurück orientieren. Nicht selten stehen sie vor einem schier unlösbaren Problem. Häufige Absagen sind vorprogrammiert. Die Heimkehr gerät zu einer Aneinanderreihung von Enttäuschungen.

Auslandserfahrung gilt als Karriereschub.

Kann sein, muss aber nicht. So mancher Auslandsaufenthalt endet mit einer persönlichen Krise statt zum ersehnten Erfolg zu führen. Neben der privaten Umstellung durch Kulturwechsel, Integration der Familie und der Eingewöhnung in einem neuen System inklusive anderer Standards in der Gesundheitsversorgung, verlangt auch die Eingewöhnung im neuen Unternehmensumfeld sehr viel Kraft ab.

Je länger Ihr Auslandsaufenthalt dauert, desto mehr verwandeln Sie sich in einen Auslands-Spezialisten und erhalten ohne es zu ahnen auf dem Jobmarkt bereits ein neues Etikett. Nach mehreren Auslandsaufenthalten kann die Wiedereingliederung auf dem heimischen Arbeitsmarkt extrem schwierig werden, da Sie vom Radarschirm der Headhunter verschwinden und auf Arbeitgeber treffen, die «Heimkehrern» gegenüber äusserst zurückhaltend reagieren.

Aber auch im eigenen Unternehmen kann es passieren, dass in Ihrer Abwesenheit sich bereits ambitionierte Kollegen ihren Stand gesichert haben und Sie bei der Rückkehr weniger stabile persönliche Netzwerke haben, die Sie im beruflichen Vorankommen unterstützen. Ein Auslandsaufenthalt sollte also möglichst zeitlich klar definiert und der nächste Karriereschritt bei der Wiederkehr ebenfalls schon vereinbart werden. Auf diese Weise vermeiden Sie Verlängerungen und negative Überraschungen im Nachhinein.

Marcus Schmidt, Personalberater und Geschäftsführender Gesellschafter bei Hanovermatrix, ist überzeugt: «In vielen Branchen verfällt das berufliche Netzwerk schon nach einem halben Jahr rapide und ist nach einem Jahr hoffnungslos veraltet. Für die Wirtschaft gilt: Je länger man weg ist, desto schwerer fällt die Rückkehr».

Deshalb können wir nur dazu raten die Erwartungshaltung nicht zu hoch zu schrauben. Niemand wird auf Sie zukommen, um Sie auf eine Umstellung vorzubereiten oder Ihnen einen neuen Job zu suchen nach zwei Jahrzehnten im Ausland – auch nicht der Headhunter – falls Sie sich für einen Jobwechsel entschieden haben. Nehmen Sie die Dinge selbst in die Hand und warten Sie nicht darauf, dass sich Möglichkeiten von selbst ergeben.

Ansgar Schäfer

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